Der Schwibbogen
Schaut man zur Advents – und Weihnachtszeit in die Fenster, so sind in der Regel elektrische beleuchtete Bögen auch weit außerhalb der Erzgebirgsregion zu sehen. Der Schwibbogen stellt eine
Symbolik der Bergleute dar, der den Bergleuten einen sicheren Weg ins eigene Heim weisen sollte.
Die Heimat der Schwibbogen ist in einem festen Bestandteil der Erzgebirgischen Volkskunst zu sehen. Dokumentiert wurden die Schwibbögen in einer Briefmarkenserie der ehemaligen DDR.
Blickt man in die Geschichte, so ist der älteste datierter Schwibbogen in Johanngeorgenstadt beheimatet. Im Jahre 1740 wurde der Bogen aus Metall angefertigt. In den Folgejahren gab es
Schwibbögen von 1778 bis in die Gegenwart, so wie es auf den Briefmarken dargestellt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schwibbögen zunehmend in Holz gefertigt. Da die Nachfrage in der DDR größer als das Angebot war, wurden Schwibbögen oft als Laubsägearbeit nach dem Vorbild einer
nachgezeichneten Vorlage (z.B. eines Blechschwibbogens) privat gefertigt. Der Name leitet sich von seiner Form, der eines Schwebe- oder Strebebogens, ab, die sich in ähnlicher Form in der Architektur
wieder findet. Er symbolisiert einen Himmelsbogen mit aufgesetzten Lichtern, der die Sehnsucht der Bergleute nach Tageslicht darstellt und dies vor allen in den Wintermonaten Die im Schwibbogen
dargestellten Motive spiegeln den Alltag der Bergleute und ihrer Familien wider. Eines der bekanntesten Motive zeigt neben verschiedenen Symbolen zwei Bergleute, einen Schnitzer und eine Klöpplerin
und verkörpert damit drei der Haupterwerbsquellen der erzgebirgischen Landbevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts. Weitere Varianten zeigen christliche Motive aus der Weihnachtsgeschichte oder den
Wald und dessen Tiere. Ein weiteres bekanntes Motiv ist die Kirche des für seine Volkskunst bekannten Erzgebirgsdorfes Seiffen.
Schwibbogen aus Seifen
Schwibbogen der Firma Richard Glässer aus Seiffen. In der Mitte ist die Kirche von Seiffen dargestellt
Schwibbogen aus Metall
Schwibbogen , steht in Johanngeorgenstadt im Freien.
Schwibbogen, dargestellt in einem Vorgarten auf dem Weg von Goslar zum Rammelsberg.
Auszug aus der Schrift „Bergmännisches Brauchtum“, das 2012 erscheinen wird.
Hans-Jürgen Schmidt